In wenigen Tagen ist Valentinstag. Wie jedes Jahr verwöhnen viele ihre Liebsten zur Feier des Tages mit Schokolade in den verschiedensten Formen. Den wenigsten ist dabei klar, welchen weiten Weg der dabei wichtigste Rohstoff – die Kakaobohne – zurückgelegt hat, bevor sie auf der Zunge des Schokoladenliebhabers landet.
Angebaut wird das „braune Gold“ in Äquatornähe. An der Elfenbeinküste, in Ghana, Nigeria und Kamerun, aber auch in Indonesien und Ecuador sowie der Dominikanischen Republik. Nach der Ernte werden die Kakaobohnen zunächst fermentiert und für einige Tage getrocknet und dann entweder vor Ort weiterverarbeitet oder als Rohstoff exportiert. Ein Drittel der Kakaobohnen landet dabei in Europa, wo sie von Schokoladenproduzenten erst zu Kakaobutter und letztlich zu Schokolade in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen verarbeitet werden.
Soziale und ökologische Verantwortung vom Rohstoff bis zum Schokoherz
Hierzulande sind große Schokoladenhersteller sind, wie alle produzierenden Unternehmen ab einer Unternehmensgröße von 3.000 Mitarbeitern, dazu verpflichtet, die Richtlinien des am 1. Januar in Kraft getretenen deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) einzuhalten. Dieses verpflichtet Unternehmen, soziale Standards entlang ihrer gesamten Lieferkette einzuhalten – in diesem Fall von der Kakaopflanze bis zur fertigen Schokolade. Es ist also nicht mehr ausreichend, lediglich seine direkten Zulieferer unter die Lupe zu nehmen; auch deren Lieferanten und alle weiteren Zulieferer müssen überprüft werden. Je mehr Glieder die Lieferkette umfasst, desto schwieriger wird es, die Einhaltung der Standards bis zu ihrem Ursprung sicherzustellen. Aus diesem Grund sind Unternehmen dazu angehalten, ein dediziertes Risikomanagement zu implementieren, um empfindliche Sanktionen bei Verstößen gegen die gesetzlichen Bestimmungen zu vermeiden.
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG) im Überblick
Das Lieferkettengesetz verpflichtet größere Unternehmen mit Sitz in Deutschland dazu, definierte Sorgfaltspflichten entlang ihrer gesamten Lieferkette einzuhalten. Hierunter fallen beispielsweise die Verbote von Kinderarbeit, Sklaverei sowie Zwangsarbeit. Außerdem müssen bestimmte Standards zu Arbeits- und Gesundheitsschutz gewährleistet und faire Löhne gezahlt werden. Das Gesetz soll schrittweise auf weitere Unternehmen ausgeweitet werden – ab 2024 sind auch alle Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern dazu angehalten, die Sorgfaltspflichten erfüllen. Und auch auf gesamteuropäischer Ebene müssen Unternehmen wohl bald mehr Verantwortung für ihre Lieferkette übernehmen.
Ökologische Verantwortung als Zusatzaspekt: Das europäische Lieferkettengesetz
Im vergangenen Jahr hat die Europäische Kommission einen Entwurf für ein europäisches Lieferkettengesetz mit dem Arbeitstitel „Corporate Sustainability Due Diligence Directive“ (CSDDD) vorgelegt. Die geplanten Bestimmungen gehen deutlich über das deutsche Lieferkettengesetz hinaus. So werden von der EU neben den sozialen Sorgfaltspflichten auch ökologische Aspekte mit einbezogen. In die Pflicht genommen werden dabei alle in der EU tätigen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und mehr als 150 Millionen Euro Umsatz. Mit dem neuen Gesetz werden die Unternehmen unter anderem dafür verantwortlich gemacht, dafür zu sorgen, dass entlang ihrer Lieferkette keine Entwaldung stattfindet. Die Zerstörung von Wäldern zur Schaffung von Nutzflächen ist vor allem in der Textil- und Lederbranche, im Bergbau sowie in Land- und Forstwirtschaft ein Problem – und damit auch in der Kakaoindustrie.
Verantwortungsvolle Schokoladenhersteller betreiben Supply Chain Mapping
Um sicher zu gehen, dass für die Plantagen am Ursprung der eigenen Lieferkette keine Regenwälder abgeholzt wurden, und um straf- und zivilrechtliche Verfolgung zu umgehen, ist es für Schokoladenhersteller unerlässlich, ihre Lieferketten im Detail zu analysieren. Dies geschieht durch modernstes Supply Chain Mapping, also die Datenerfassung und -analyse sowie einer Polygonkartierung der gesamten Lieferkette. Dieses Vorgehen erlaubt es, Betrug, Zwangsarbeit oder Entwaldung anhand eines Datenabgleichs zu identifizieren und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Außerdem ergibt sich durch diesen Ansatz des Lieferkettenmonitorings die Möglichkeit, Berichtspflichten zu standardisieren und die gesamte Prozesskette zu optimieren. Auf diese Weise führt Supply Chain Mapping zu effizienteren Reportingstrukturen, realisiert große Einsparpotenziale und schafft somit einen echten Wettbewerbsvorteil. Darüber hinaus ist der Trend in Richtung nachhaltigen Konsums weiterhin steigend – Schokoladenhersteller mit einer sozialen und ökologisch verantwortungsvollen Lieferkette schaffen damit doppelte Kundenzufriedenheit: glückliche Geschmacksknospen und ein gutes Gewissen.