Im ländlichen Äthiopien leben zahlreiche Frauen jahrelang mit Schmerzen, Scham und sozialer Isolation. Grund ist eine Erkrankung, die in einem frühen Stadium in der Regel einfach zu behandeln ist: die sogenannte Gebärmuttersenkung (medizinisch: Uterusprolaps). In einem fortgeschrittenen Stadium tritt die Gebärmutter aus der Vulva hervor – ein schmerzhaftes Leiden, das Blasenschwäche, Infektionen und erhebliche Einschränkungen beim Sitzen, Stehen und Laufen verursacht.
Den Erhebungen lokaler Gesundheitseinrichtungen zufolge sind im südlichen Äthiopien rund 15 bis 42 Prozent der Frauen betroffen. Doch nur wenige sprechen darüber. Scham und Unwissenheit lassen sie schweigen, selbst gegenüber ihren Ehemännern und Töchtern oder dem Gesundheitspersonal und Sozialarbeiterinnen. Insbesondere in ländlichen Regionen sind gynäkologische Erkrankungen noch immer ein Tabu-Thema.
Die 50-jährige Askale Abba war eine dieser Frauen: Nach ihrer siebten Geburt verspürte sie einen ungewöhnlichen Druck und Schmerzen im Unterleib, die über die Jahre und durch harte Feldarbeit immer schlimmer wurden. Doch statt Hilfe zu suchen, zog sie sich – wie viele andere Frauen – immer mehr zurück. Sie stand kaum noch aus dem Bett auf und erfand Ausreden, warum sie zum Beispiel nicht zum Gottesdienst oder zu Gemeindefeiern erscheinen konnte. Erst als eine Gesundheitsmitarbeiterin sie behutsam aufklärte, erfuhr Askale, dass ihre Beschwerden behandelbar sind. Mit Unterstützung der Stiftung Menschen für Menschen konnte sie operiert werden – und erhielt damit nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihr soziales Leben zurück. Heute nimmt sie wieder am Dorfalltag teil und ermutigt andere Frauen, sich ebenfalls Hilfe zu suchen.
Anfang 2024 startete Menschen für Menschen ein neues Programm in den Projektgebieten Boreda und Kawo Koysha im südlichen Äthiopien, um Frauen wie Askale zu unterstützen. Über 275 Frauen wurden seither operiert und von ihrem Leiden befreit. Menschen für Menschen übernimmt die Kosten der Eingriffe, inklusive Transport und Klinikaufenthalt. Gleichzeitig organisiert die Organisation gemeinsam mit lokalen Mitarbeitenden vor Ort Schulungen für Gemeindemitglieder und Gesundheitspersonal. Das Ziel besteht darin, Wissen über den weiblichen Körper zu vermitteln, mögliche Ursachen wie schwere körperliche Arbeit oder unbegleitete Hausgeburten zu erklären und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen – von Beckenbodenübungen bis hin zu Operationen. Vor allem eine frühzeitige Diagnose in Verbindung mit Übungen und Behandlungen kann operative Eingriffe vermeiden.
Während in Deutschland Gebärmuttersenkungen in der Regel frühzeitig erkannt und behandelt werden, fehlt Frauen im ländlichen Äthiopien oft der Zugang zu medizinischer Hilfe. Die Arbeit von Menschen für Menschen zeigt, wie viel schon mit vergleichsweise einfachen Mitteln bewegt werden kann: Eine Operation, die rund 75 Euro kostet, befreit eine Frau von jahrelangem Leiden. Doch entscheidend ist nicht nur die medizinische Behandlung, sondern insbesondere auch die Aufklärung. Immer mehr Frauen sprechen heute offen über ihre Erfahrungen und ermutigen andere, das Schweigen zu brechen – ein wichtiger Schritt hin zu einem gesünderen, selbstbestimmten Leben.
Was ist eigentlich ein Uterusprolaps?
Bei einer Gebärmuttersenkung sinkt die Gebärmutter im Unterleib in Richtung Scheideneingang, weil die Haltemuskulatur des Beckenbodens geschwächt ist. Das kann mit Schmerzen oder einem unangenehmen Druckgefühl einhergehen. Ist die Senkung so stark, dass die Gebärmutter am Scheidenausgang sichtbar wird, spricht man von einem Gebärmuttervorfall, dem sogenannten Uterusprolaps.
Ihr wollt vorbeugen? So geht’s:
Die Elevator-Übung stärkt gezielt die Beckenbodenmuskulatur. Stell dir deinen Beckenboden wie einen Aufzug vor, der langsam nach oben fährt: Spanne die Muskeln um Harnröhre, Vagina und After sanft an und steigere die Spannung Stufe für Stufe. Halte jede Anspannung für einige Sekunden, bevor du sie kontrolliert wieder löst. Wichtig: weiteratmen, nicht pressen! Wer die Übung regelmäßig macht, stärkt nicht nur seinen Beckenboden, sondern auch sein Körpergefühl.



