Versicherung 2.0: Wie die Digitalisierung die Zukunft der Versicherungsbranche gestaltet

Tim Queen, Head of Insurance Consulting bei Cognizant erklärt, wie Versicherungsunternehmen mithilfe von Digitalisierung zukunftsfähig werden

24.02.2023 /

Bei Investitionen in technologische Innovationen war die Versicherungsbranche bisher oft ihrer Zeit voraus. Bereits lange vor der Pandemie wussten Versicherungsunternehmen um die strategischen Geschäftsvorteile von Digitalisierungsinitiativen – wie etwa Datenspeicherung in der Cloud, um widersprüchliche Informationen und Fehler zu minimieren – sowie der Automatisierung von Auszahlungsberechnungen.

Um auch in Zeiten des Wandels wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen Versicherer zunehmend auf die Cloud. Vor dem Hintergrund, dass immer mehr agile Insurtech-Start-ups auf den Markt drängen, die nicht die Altlasten von Legacy-IT-Systemen mit sich herumtragen, sehen sich dabei vor allem etablierte Player des Sektors mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Eine aktuelle Studie von Economist Impact belegt: Die Versicherungsbranche hat noch einen weiten Weg vor sich, bis sie tatsächlich zukunftsfähig aufgestellt ist. Etablierte Branchen-Player müssen die Bereiche, in denen sie sich verändern müssen, sorgfältig analysieren und Transformationsprozesse zielgerichtet durchführen, um in den kommenden Jahrzehnten konkurrenzfähig zu bleiben. Innovationen bedarf es dabei an unterschiedlichen Fronten: So fordern Kunden zunehmend integrierte Kundenerlebnisse; gleichzeitig macht es das starre regulatorische Umfeld der Branche Organisationen schwer, diese mithilfe von ambitionierten Innovationen zu adressieren. Außerdem machen Datensilos den Zugriff auf Datensätze über alle Unternehmensbereiche hinweg schwierig.

Stolperstein Regulatorik

 Gemäß einer Studie von PwC aus dem Jahr 2022 findet bei 47 Prozent der Versicherer – also knapp der Hälfte – das Thema Cloud Computing strategisch noch keine Berücksichtigung. IT-Verantwortliche in der Branche sehen die größten Herausforderungen für eine vollständige Verlagerung ihrer IT-Architektur in eine Cloud-Umgebung in den Bereichen Regulatorik, Compliance und Datensicherheit. Kein Wunder, denn die Nutzung von Verbraucherdaten ist nach wie vor stark reglementiert – dies gilt besonders, wenn es darum geht, was bei der Analyse und Identifizierung im Rahmen der Risikobewertung einer Person zulässig ist. Etablierte Firmen stehen unter signifikantem Druck, sich mit aktuellen und neuen Vorschriften auseinanderzusetzen und diese einzuhalten – sie müssen in den Bereichen Datensicherheit, Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit auf entsprechende Lösungen und Initiativen setzen, die die regulatorischen Anforderungen adressieren. Schieben sie Innovationen auf die lange Bank, ist es möglich, dass sie weitere Marktanteile an kleinere, agilere Start-ups verlieren.

Technologien oftmals noch Zukunftsmusik

Neue Technologien wie beispielsweise Conversational AI und Natural Language Processing (NLP) bieten großes Potenzial in der Kundeninteraktion. Mithilfe technischer Tools kann der Kundenservice deutlich verbessert werden, weil durch diese Anforderungen und Erwartungen der Verbraucher schneller und effizienter aufgenommen und adressiert werden können. Es gibt jedoch noch viel zu tun; die größten Potenziale sind hierzulande bisher bei weitem nicht ausgeschöpft.

Viele Versicherungsunternehmen sind sich des digitalen Wandels bewusst und bemühen sich um die Entwicklung passender Strategien. Allerdings haben sie diese Strategien oft noch nicht vollständig in ihre Geschäftsmodelle integriert. Statt ihre Datenbestände zu nutzen, um maßgeschneiderte Angebote zu erstellen und ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse und Lebensumstände ihrer Kunden zu entwickeln, zeigen viele Versicherer noch Lücken in ihren digitalen Strategien sowie in Bezug auf personalisierte Angebote und die Optimierung von Nutzererlebnissen. In vielen traditionellen Versicherungsunternehmen gibt es derzeit mehrere isolierte Datensätze, die Geschäftsprozesse verlangsamen und ungenutzte Potenziale bergen. Ohne eine Integration dieser wertvollen Daten verpassen Versicherungsanbieter allerdings die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse über ihre Kunden zu gewinnen. Die Lösung: Versicherungsunternehmen sollten eine API-Schicht aufbauen, die die eigenen Systeme nahtlos mit den von Einzelhändlern eingesetzten Systemen integriert.

Die IT als aktiver Treiber von Innovation

 Die IT spielt eine entscheidende Rolle beim digitalen Wandel von Versicherungsunternehmen. Statt sich ausschließlich mit Hardware-Infrastruktur, Regularien, Compliance und Governance zu befassen, müssen IT-Abteilungen sich deshalb zu einer treibenden Kraft für die Digitalisierung im eigenen Unternehmen entwickeln, anstatt nur interne Dienstleister zu sein. Es sollte nicht länger das Ziel sein, vorhandene IT-Infrastrukturen nur am Laufen zu halten, sondern diese nachhaltig zu modernisieren.

 

 

 

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