Das „next big thing“ wartet schon hinter der nächsten Ecke. Nirgends ist das zutreffender als in der Tech-Branche, oftmals genügt dort ein Blick in die jüngste Vergangenheit, um die Zukunft vorherzusagen. Dean Hager, der CEO des Softwareanbieters Jamf prognostiziert für dieses Jahr Neuerungen in folgenden vier Bereichen.
1. Die Neudefinition des Unified Endpoint Management (UEM)
Analystenhäuser proklamieren (seit vielen Jahren) UEM als die Zukunft des Gerätemanagements. Allerdings haben sich ihre Ankündigungen nicht annähernd erfüllt. So glaubt Gartner, dass UEM für die meisten Unternehmen noch drei bis fünf Jahre entfernt ist. Genau das hatten sie vor drei bis fünf Jahren ebenfalls vorhergesagt.
Chris Silva, Research Vice President von Gartner, begründete dies gegenüber Computerworld damit, dass es viel Zeit kostet, die Fähigkeiten der Mitarbeiter und die Geschäftsprozesse auf den neusten Stand zu bringen, wenn man auf das UEM-Modell umsteigen will. Silva fügte hinzu, dass viele Gartner-Kunden auf die Bremse treten, wenn sie auf UEM umsteigen. Und die Statistik bestätigt dies: „Die Mehrheit der Unternehmen verwendet immer noch mehrere Management-Plattformen, wobei weniger als 5 Prozent davon tatsächlich UEM nutzen“, so Andrew Hewitt, Analyst bei Forrester Research.
Das einstige Credo, alle „Endpunkte“ durch ein einheitliches Endpoint Management Modell gleich zu verwalten, ist also in einer Sackgasse geendet.
Der Trend geht hin zu einem „Ökosystem“, in dem Geräte betriebssystemabhängig verwaltet werden. Dieser moderne Ansatz rationalisiert nicht nur die Arbeitsabläufe für die IT, sondern bietet jedem einzelnen Benutzer die beste Erfahrung.
Man kann daher durchaus sagen: Unternehmen treten nicht einfach auf die Bremse – viele gehen gar nicht erst aufs Gaspedal.
Warum der Siegeszug von UEM schon so lange ausbleibt, zeigt das folgende Diagramm.
Abb.: Vergleich der verschiedenen Betriebssysteme (Download Tabelle hier, Quelle: Jamf)
Wie kann bei so vielen Unterschieden eine einheitliche Verwaltung und Nutzererfahrung gut funktionieren?
Die Antwort ist: gar nicht. Da jedes Ökosystem seine eigene Methode zur Bereitstellung, einen eigenen Release-Zyklus des Betriebssystems, eigene Sicherheitsfunktionen etc. hat, verbietet ein UEM-Ansatz schlichtweg eine nahtlose, moderne Nutzererfahrung.
Während der jährlichen Entwicklerkonferenz Microsoft Ignite 2019 stellte Brad Anderson, Corporate Vice President von Microsoft, eine neue Methode vor: das sogenannte „Co-Management“. Bei dieser Methode gelangt man zu einem zeitgemäßen Gerätemanagement, in dem man die jeweils besten Lösungen für das OS Betriebssystem nutzt.
Dies funktioniert mit Partnerschaften wie der zwischen Jamf und Microsoft, die eine konsolidierte Inventarisierung von Microsoft- und Apple-Geräten ermöglichen und gleichzeitig ökosystemspezifische Lösungen nutzen. Microsoft benannte seine Management-Lösungen in „Microsoft Endpoint Manager“ um und legte damit fest, dass Co-Management nicht nur Teil der Customer Journey ist, sondern für viele Unternehmen zum finalen Ziel wird. Dieses Credo ist natürlich spezifisch für das eigene Management-Ökosystem. Die Prinzipien gelten aber auch für andere Ökosysteme wie Google und Apple.
Zusammengefasst kann man sagen:
- UEM war ambitioniert, aber fehlgeleitet.
- Die Unternehmenslösungen von Microsoft sind eine natürliche Erweiterung für das Windows-Ökosystem.
- Google investiert weiter in sein eigenes Unternehmens-Ökosystem.
- Für Apple ist Jamf der Standard im Unternehmen.
- Es gibt kein „Optimum“ für einheitliche Endpunkte.
2. Verbesserung der IT-Sicherheit von macOS und Apple
Eine aktuelle IDC-Umfrage ergab, dass 88 Prozent der MacBook Unternehmenskunden erwarten, dass der Gesamtbestand ihrer MacBooks in den nächsten zwei Jahren wächst.
Laut Statcounter, einer Organisation, die Marktanteilsdaten auf Grundlage von Internet-Seitenaufrufen berechnet, machten im September 2019 Apple-Betriebssysteme 21 Prozent des weltweiten Webverkehrs aus. 2009 waren es noch vier Prozent. In den USA war das Wachstum von Apple noch deutlicher: Im September 2019 machten die Apple Betriebssysteme über 40 Prozent des Webverkehrs aus, verglichen mit 33 Prozent für Windows und 21 Prozent für Android.
Aufgrund der stärkeren Nutzung hat sich auch die Sicherheit von macOS in Form des T2-Chips weiterentwickelt. Der T2-Chip ist eine verbesserte Sicherheitsebene, die mit jedem neuen Mac ausgeliefert wird. Das verbessert die Sicherheit, verbietet aber ab sofort IT-Abteilungen das sogenannte Imaging, also das Klonen eines Macs auf einem zweiten System, um ihn besser für den Einsatz vorbereiten zu können.
Dieser Schritt von Apple ist ein klares Indiz dafür, dass veraltete IT-Praktiken zur Verwaltung von Macs ein Ende haben und überdacht werden müssen. Apple hat zudem seine Gerätesicherheit durch das neue Apple Endpoint Security Framework und neue Single Sign-On-Erweiterungen verbessert.
Jamf hat sich mit Jamf Protect, einer speziell für den Mac entwickelten Lösung für den Endpoint-Schutz, diesen Entwicklungen angepasst und ist damit in der Lage, Apple dabei zu unterstützen, seinen Marktanteil im Unternehmensbereich zu vergrößern und gleichzeitig höchste Sicherheitsstandards zu gewährleisten.
3. Massenmigration von Windows auf macOS
Die Unterstützung für Windows 7 endete am 14. Januar 2020. Das bedeutet, Microsoft muss keine Sicherheitspatches mehr herausgeben und das Betriebssystem nicht mehr unterstützen.
Microsoft bietet zwar bis Januar 2023 erweiterte Sicherheitsupdates (ESU) an, jedoch keinen Helpdesk-Support und keine regelmäßigen Bugfixes oder Patches. Der Preis für ESU beträgt zwischen 50 und 200 US-Dollar pro Gerät.
Laut der Zeitschrift Computerworld sind aktuell noch 417 Millionen Windows 7-Geräte in Betrieb. Sprich, Windows 7-Geräte machen fast 28 Prozent aller aktuell genutzten Windows-PCs aus.
Viele Unternehmen haben als Reaktion auf das Support-Ende ihre Windows PCs reduziert und sind auf Mac umgestiegen. 2020 werden noch viele weitere folgen. Beim Versicherungskonzern Aegon stieg die Zahl der Macs in den letzten beiden Jahren um 104 Prozent, da sich Mitarbeiter für die Migration auf macOS und nicht für ein Upgrade auf Windows 10 entschieden haben.
Aktuell wächst der Anteil von Apple in Unternehmen auf der ganzen Welt aufgrund von Mitarbeiterwahlprogrammen stark an. Tatsächlich entscheiden sich 72 Prozent der Mitarbeiter, wenn sie die Wahl zwischen einem Mac und einem PC haben, für einen Mac. Für Unternehmen ist das eine sehr gute Nachricht. Aktuelle Studien von Jamf zeigen, dass Benutzer, die im Job mit ihrem bevorzugten Gerät arbeiten können, produktiver, kreativer und kooperativer sind. Außerdem sparen Unternehmen auf lange Sicht zwischen 243 und 543 Dollar pro Mac im Vergleich zu einem PC. 77 Prozent der Mitarbeiter geben zudem an, dass sie sich eher für einen Arbeitgeber entscheiden oder in einem Unternehmen bleiben, wenn dieser ihnen die Wahl des Arbeitsgerätes überlässt. Das sind gravierende Einsparungen allein dadurch, dass man eine Wahl anbietet. Umso mehr, wenn man zusätzlich Dinge wie die Kosten von Mitarbeiterfluktuation und den Verlust von Unternehmenswissen in die Waagschale wirft.
Unternehmen, die Geld sparen und Top-Talente an sich binden möchten, werden auch im Jahr 2020 und darüber hinaus auf Mac umsteigen. Diese Prognose trifft auch IDC. Laut einer aktuellen Studie erwarten IT-Entscheider in Unternehmen, dass 13 Prozent ihres aktuellen Windows 7 Bestandes durch MacBooks ersetzt werden.
4. Die Apple Watch wird unabhängig
Ob im Gesundheits- und Bildungswesen oder im Außendienst: Wer im Beruf seine Hände oft einsetzt und dabei auf Informationen und Benachrichtigungen in Echtzeit angewiesen ist, kann von einer Apple Watch profitieren. Sobald die Apple Watch komplett vom iPhone losgelöst wird – und das wird höchstwahrscheinlich so kommen – werden die Anwendungsmöglichkeiten für dieses bahnbrechende Gerät explodieren.
Mitarbeiter in Krankenhäusern oder Arztpraxen können Patienten behandeln und gleichzeitig Informationen am Handgelenk ablesen. Ärzte könnten Patienten, die lieber zuhause genesen möchten, eine Apple Watch mitgeben und so sicher und kontinuierlich ihren Zustand überwachen sowie die Kommunikation mit ihnen aufrechterhalten. Dies könnte die Kosten für Krankenhäuser drastisch senken und gleichzeitig eine gute medizinische Direktversorgung aufrechterhalten.
Und wenn Apple, genau wie vor einigen Jahren bei tvOS, Verwaltungsfunktionen zu watchOS hinzufügen würde, wird dies eine weitere neue Welt von Möglichkeiten eröffnen. Doch solange die Apple Watch an das iPhone angeschlossen bleibt, ist die das Zukunftsmusik.