Die Stiftung Menschen für Menschen hat Anfang November 2024 gemeinsam mit dem Ministry of Agriculture in Äthiopien ein Memorandum of Understanding (MoU) für ein ganzheitliches Wiederbewaldungsprogramm in Äthiopien unterzeichnet. Ziel ist es, gemeinschafts- und naturbasierte Lösungen voranzutreiben. Unternehmen aus der EU können sich als Impact Investoren an der Wiederbewaldung beteiligen, um den globalen Klimaschutz zu fördern, Biodiversität zu stärken und den Menschen in Äthiopien dauerhaft bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Lokale Gemeinden profitieren immens von der Vereinbarung.
Bereits im April 2024 hatte die äthiopische Regierung eine Verordnung über den Schutz und die Nutzung von Wäldern („Forest Development Protection and Utilization Regulation No. 544/2024“) verabschiedet, die auch die Voraussetzungen für einen geregelten und verlässlichen Eintritt des Landes in den Kohlenstoffmarkt geschaffen hat. Das Besondere am Gesetz: Es gibt den Gemeinden das Recht, CO₂-Senkungsleistungen, die auf ihrem Boden entstehen, zu vermarkten und damit für sich selbst Einnahmen zu generieren. Nur 20 Prozent der Einnahmen müssen als Gebühr an den Staat und die Provinzregierung für die Übertragung und Nutzung der Vermarktungsrechte und den langfristigen Schutz der Wiederbewaldungsflächen entrichtet werden. Bis zu 80 Prozent der aus dem freiwilligen Emissionshandel generierten Einnahmen fließen nach Abzug externer Kosten direkt den lokalen Gemeinden in Äthiopien zu. Neben dem Klimaschutz sieht das Gesetz somit auch die Wohlstandssteigerung der lokalen Bevölkerung vor.
Menschen für Menschen verfolgt ganzheitlichen Ansatz in Wiederbewaldungsgebieten
Das in 2025 beginnende Regenerationsprojekt von Menschen für Menschen und der lokalen Bevölkerung hat das Ziel, positive Effekte sowohl für Natur und Klima als auch für die Menschen vor Ort zu erreichen. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz arbeitet Menschen für Menschen seit Jahrzehnten erfolgreich und nachhaltig in Äthiopien und hat so bereits circa 15.000 Hektar Wald nachhaltig regeneriert.
Gestartet wird das neue Regenerationsprojekt mit der Wiederbewaldung von 1.200 Hektar Wald. Diese und weitere Flächen werden vom äthiopischen Staat nach dem Prinzip der Zusätzlichkeit ausgewählt, das heißt in ihnen würde sich die Natur ohne das Projekt von Menschen für Menschen nicht regenerieren. Die wiederbewaldeten Flächen werden von der äthiopischen Regierung zu Schutzflächen erklärt. Ein Monitoring- und Evaluierungssystem unter Verwendung moderner Technologien wie Satellitenbildern wird ihren Schutz für mindestens 50 Jahre sicherstellen.
Menschen für Menschen wird die Rolle des Programmentwicklers übernehmen und gemeinsam mit den lokalen Gemeinden für den Aufbau von Baumschulen sorgen sowie die Vorbereitung der Böden und das Einpflanzen der Setzlinge vornehmen. Begleitende, einkommensschaffende Maßnahmen wie Imkerkurse, Schulungen zum Obstanbau oder Arbeitsplätze in den Baumschulen sollen die ökonomische Situation der Bevölkerung soweit stärken, dass sie für den Schutz des Waldes ein eigenes wirtschaftliches Interesse entwickelt und so ebenfalls einen langfristigen Schutz sicherstellt.
Partnerschaften mit Unternehmen in der EU gesucht
Die CO₂-Senkungsleistungen, die die Wiederbewaldungsflächen hervorbringen, wird Menschen für Menschen Unternehmen in der EU über den freiwilligen Kohlenstoffmarkt anbieten und die Vermarktung für die Gemeinden in Äthiopien übernehmen. Dabei wird die Organisation primär mit Partnern zusammenarbeiten, die langfristig denken und selbst einen ganzheitlichen Ansatz bei der Reduktion ihres CO₂-Fußabrucks und der Umstellung auf regenerative Energieversorgung verfolgen, sowie die Bedeutung von Biodiversität und des Wohlergehens der Menschen vor Ort anerkennen.
„Mit unserem Wiederbewaldungsprogramm, das wir gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung, den Behörden und in Abstimmung mit der äthiopischen Regierung planen, wollen wir den aktuellen Herausforderungen am nicht unumstrittenen Kohlenstoffmarkt, in dem Projekte im Nachhinein oft nicht das liefern konnten, was sie versprochen hatten, tragfähige Antworten mit qualitativ hochwertigen, naturbasierten Lösungen entgegensetzen. Dabei kommt uns unsere jahrzehntelange Expertise im ländlichen Raum und die Verzahnung unserer Mitarbeitenden mit der lokalen Bevölkerung in Äthiopien sehr zugute“, betont Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung Menschen für Menschen. „Es geht darum, Biodiversität zu erhalten und nachhaltige Lebensgrundlagen für die Menschen vor Ort zu schaffen.“