Kaffee in der Krise: Wie Äthiopien mit regenerativem Anbau die Zukunft sichert

Q&A mit Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung Menschen für Menschen

München, 19.08.2025 /

Kaffee steckt in der Krise: Er wird knapper und teurer. Regenerative Anbaumethoden bieten eine Lösung. Warum erklärt Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung Menschen für Menschen, in vier Fragen und Antworten.

Herr Dr. Brandis, ist unsere morgendliche Tasse Kaffee in Gefahr?

Kaffee steckt mitten in einer globalen Krise. Aber ich kann Sie beruhigen: Sie werden auch in Zukunft nicht auf Ihren Kaffee am Morgen verzichten müssen. Dafür muss sich aber einiges beim Anbau tun. Der Klimawandel setzt Kaffeepflanzen weltweit stark unter Druck, während die Nachfrage weiterhin ansteigt. Es braucht daher dringend einen Wandel in den Anbaumethoden, um diesen Herausforderungen gerecht werden zu können.

Wie wirkt sich die aktuelle Kaffeekrise auf Kaffeebauern in Äthiopien aus?

Die globale Kaffeekrise ist auch in Äthiopien spürbar – mit gemischten Folgen für den lokalen Kaffeemarkt. Zwar sind die Weltmarktpreise für Rohkaffee gestiegen, wovon Exporteure kurzfristig profitieren. Doch dieser Preisaufschwung kommt nicht automatisch bei den Bäuerinnen und Bauern an. Gleichzeitig leidet der Kaffeeanbau unter dem Klimawandel: Dürren, unregelmäßige Regenzeiten und ausgelaugte Böden machen die Produktion unberechenbar. Der Kaffeemarkt ist eines der sichtbarsten Beispiele für die wirtschaftlichen Folgen des Nichtstuns im Kampf gegen den Klimawandel und Biodiversitätsverlust. Umso wichtiger ist es jetzt umzusteuern: Gerade die derzeit profitierenden Akteure sollten in die Umstellung auf regenerativen Kaffeeanbau investieren.

Was genau bedeutet regenerativer Kaffeeanbau?

Regenerativer Kaffeeanbau zielt darauf ab, Böden, Wasserhaushalt und Biodiversität aktiv zu regenerieren. Im Zentrum steht die Agroforstwirtschaft: Kaffee wächst dabei nicht in Monokulturen, sondern gemeinsam mit Schattenbäumen, Obst, Gemüse und Gewürzen. Die Pflanzen werden so gewählt, dass sie das lokale Ökosystem stärken und den Boden verbessern. Landwirtschaftliche Abfälle werden, beispielsweise durch Wurmkompost, konsequent zurück in die Felder gegeben, die Bewässerung an lokal verfügbare Wasserquellen angepasst. Bei Menschen für Menschen begleiten wir diesen Wandel ganzheitlich mit Schulungen, Materialien und klimaresilienten Setzlingen aus eigenen Baumschulen. In unseren 13 Projektregionen in Äthiopien haben bereits rund 25.000 Bäuerinnen und Bauern erfolgreich auf diese Form des Kaffeeanbaus umgestellt.

Wie profitieren Kaffeebauern in Äthiopien von dieser Anbaumethode?

In Äthiopien gibt es durch bergige Landschaft und kleinstrukturierte Landwirtschaft kaum großflächige Plantagen. Regenerative Agroforstwirtschaft ist daher ideal: Sie steigert die Produktivität auf kleinen Flächen, verbessert die Ernährungssicherheit und macht den Anbau widerstandsfähiger gegen den Klimawandel. Fällt eine Kultur aus, sichern andere weiterhin Erträge. Kaffee ist in Äthiopien nicht nur Exportgut, sondern tief im Alltag verwurzelt – rund zwei Drittel des Anbaus bleiben im Land. Für viele Bäuerinnen und Bauern ist Kaffee ein sogenanntes „Cash-Crop“ und der erste Schritt aus der reinen Selbstversorgung hin zu regelmäßigem Einkommen. Die Erträge liegen jedoch oft deutlich unter dem internationalen Schnitt. Durch Schulungen, bessere Pflege und Lagerung kann die Produktivität schnell um das Zwei- oder Dreifache gesteigert werden. Genau hier setzt Menschen für Menschen an.

Haben auch wir – die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland – etwas davon?

Ja – ganz direkt. Kaffee ist eine extrem klimaempfindliche Pflanze und braucht spezifische Bedingungen, um in guter Qualität zu wachsen: bestimmte Höhenlagen, passende Böden und Wasser zum richtigen Zeitpunkt. Der Klimawandel verändert genau diese Faktoren. Die Anbauflächen werden knapper, die Ernten unsicherer. Regenerativer Anbau ist deshalb eine Art Versicherung für die Zukunft: Er hilft, Bodenqualität zu erhalten, Wasserkreisläufe zu stabilisieren und Pflanzen widerstandsfähiger zu machen. Auch große Anbauländer wie Brasilien oder Vietnam suchen inzwischen nach regenerativen Lösungen, weil die industrielle Landwirtschaft zunehmend an ihre Grenzen stößt. Wer heute regenerativ angebauten Kaffee unterstützt, trägt dazu bei, dass es auch morgen noch bezahlbaren Kaffee gibt.

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Über Stiftung Menschen für Menschen

Die Stiftung Menschen für Menschen bringt seit über 40 Jahren gemeinsam mit der Bevölkerung in Äthiopien die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung voran. In aktuell dreizehn ländlichen Projektregionen setzen rund 530 festangestellte äthiopische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die ganzheitlichen Projekte um. Mit über 200 nachhaltigen Maßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen unterstützt die Organisation die Menschen dabei, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern.

Den Grundstein für die Stiftung legte 1981 der Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) in der Sendung „Wetten, dass..?“. Menschen für Menschen trägt durchgehend seit 1993 das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).

www.menschenfuermenschen.de

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