Digitalisieren in der Dauerkrise: 5 Trends der Automobillogistik 2025

Chipkrise, Lieferengpässe, Hackerattacken: Die Automobillogistik steht 2025 unter Dauerstrom. Wer in einem schwierigen Umfeld digitalisieren will, braucht robuste Standards, belastbare Daten – und Partnerschaften auf Augenhöhe. Auf der diesjährigen TAL (Trends in Automotive Logistics) stachen praktische Handlungsempfehlungen hochtrabende Zukunftsvisionen. Fünf Entwicklungen standen dabei besonders im Fokus.

Pilsen, 21.07.2025 /

Pragmatisch, standardisiert, datengetrieben – so präsentierte sich die Zukunft der Automobillogistik auf der diesjährigen TAL. Die von Digitalisierungspartner Aimtec ausgerichtete Fachveranstaltung brachte zum 24. Mal Experten und Entscheidungsträger aus der Automobil- und Zulieferindustrie zusammen – mit einem klaren Ziel: eine Bühne schaffen für konkret nutzbare Praxis-Impulse zur digitalen Transformation der Automotive Supply Chain.

1. KI macht die Lieferkette robuster – ABER …

„KI wird nicht in den nächsten Jahren erst ein Gamechanger sein – sondern schon in den nächsten Monaten. Das Momentum ist gigantisch“, betont Tobias Mayr (General Manager IT Inbound Logistics, BMW Group).

Wer denkt, künstliche Intelligenz sei eine reine Vision, war noch nie in einem modernen Logistiklager. Temperatur, Vibrationen, Geräusche – Sensoren sammeln, was Maschinen über sich verraten, und KI-Algorithmen verwandeln diese Informationen in konkrete Empfehlungen, um mit Predictive Maintenance Stillstand durch Ausfälle zu vermeiden. KI kann darüber hinaus die Kommissionierung optimieren, die Lagerplatzvergabe automatisieren oder helfen, Materialengpässen frühzeitig zu begegnen.

Im Wareneingang und in der Qualitätsprüfung bringt KI-gestützte Bildverarbeitung Tempo und Präzision. „Selbst mit einfachen Kameras lassen sich heute robuste Bildmodelle trainieren“, berichtet Mayr weiter. Durch Machine Vision ergeben sich im Lager ganz neue Möglichkeiten, beispielsweise in der Bildauswertung oder im Bin Picking.

2. … KI steht und fällt mit der Datenqualität

Ob Temperaturdaten oder Videoaufnahmen: Unabhängig von der Art des Inputs sind die Datenqualität sowie eine robuste Dateninfrastruktur Dreh- und Angelpunkt der Digitalisierung. Oder, wie es Michael Kuhn (Head of Organization, Scherdel Group) zusammengefasst hat: „Schlechte Daten bleiben schlechte Daten – egal in welchem System.“

Viele kleine Zulieferer arbeiten noch immer manuell oder mit überholten Strukturen. Das bestätigt auch Tolga Özkundakci (Vice President IT & Systems, IAC Group): „Je tiefer man in die Supply Chain dringt, desto häufiger wird noch mit Excel gearbeitet.“ Die daraus resultierenden „Medienbrüche“ schaffen Reibung entlang der gesamten Lieferkette. Somit wird der Aufbau belastbarer Stammdaten und durchgängiger Transaktionsdaten zur zentralen Infrastrukturaufgabe – und zur Voraussetzung für Automatisierung, Rückverfolgbarkeit und ESG-Reporting.

Besonders bei der Einführung komplexer ERP-Systeme wie SAP zeigt sich, wie schnell mangelnde Datenqualität zur Bremse wird – gerade für kleinere Unternehmen, die die Datenmigration parallel zum Tagesgeschäft bewältigen müssen.

Tobias Mayr kennt die strukturellen (Schmerz-)Grenzen vieler Mittelständler: „Oft sind in der IT Generalisten, die von der Infrastruktur über den Applikationsbetrieb bis zu Anpassungen alles vereinen. Hier ist es gerade in kleineren Unternehmen schwierig, Strukturen aufzubauen, die Datenobjekte sauber speichern, sodass sie wiederverwendbar sind.“

„Jede Art von Digitalisierungsprojekt steht und fällt mit der Datenqualität“, betont Jan Stoces, Chief Growth Officer bei Aimtec. „Schlechte Input-Daten führen unweigerlich zu unzuverlässigen Ergebnissen. Viele Unternehmen erkennen zunehmend, dass ihre Stammdaten nicht in der Qualität verfügbar sind, die moderne Systeme erfordern. Gleichzeitig zeigt sich: Ohne unterstützende Automatisierung wäre die Bereinigung dieser Daten nur mit erheblichem manuellem Aufwand zu stemmen. Es steht also fest: Ohne saubere Daten keine sinnvolle Digitalisierung.“

Gefragt sind also schlanke, leicht integrierbare Systeme, die auch für KMU mit schmalen IT-Abteilungen zugänglich sind: kaufmännisch, zeitlich und auch fachlich. Denn Thilo Jörgl (Managing Partner, TEST CAMP INTRALOGISTICS & impact media projects) weiß: „Smarte Systeme sind nicht smart, wenn sie nicht erklärbar sind.“ Mögliche Lösungswege? Vereinfachung und Standardisierung. Etwa durch niedrigschwellige Cloud-Angebote – oder durch systematisches Datenmanagement bereits bei kleinen Lieferanten.

Beim Thema Digitalisierung verweist Michael Kuhn (Head of Organization, Scherdel Group) außerdem auf die Notwendigkeit von Transparenz auf Augenhöhe: „Wenn Digitalisierung eine Einbahnstraße ist, bietet sie keinen Mehrwert. Wie die Diskussion um Catena-X gezeigt hat, muss die Datentransparenz den Interessen aller Beteiligten gerecht werden.“

3. Das Lager wird dunkel – aber nicht menschenleer

Der Mythos vom menschenleeren Lager hält sich seit den 1980er Jahren hartnäckig. Nach Ansicht vieler Teilnehmender entspricht er aber nicht der Realität. Zwar übernehmen fahrerlose Transportsysteme (AGV), autonome mobile Roboter (AMR) und kollaborative Roboter (Cobots) zunehmend unergonomische Schwerarbeit. Aber die Menschen bleiben unersetzlich – als Dirigenten, Troubleshooter, Prozessversteher.

Der Beruf des Lagermitarbeitenden wird technischer, verantwortungsvoller – und potenziell attraktiver. Wer früher Paletten verladen hat, kalibriert künftig Anlagen, analysiert Störungen oder trainiert Assistenzsysteme. „Das ist echtes Job Enrichment“, sagt Tobias Mayr. Und aufgrund des demografischen Wandels und der Arbeitsmarktstruktur unvermeidbar, wie auch Csaba Malatinszki (Supply Chain General Manager, Denso Hungary) zu bedenken gibt: „Wegen des Arbeitskräftemangels müssen wir automatisierbare Aufgaben auch tatsächlich automatisieren.“

Thilo Jörgl ergänzt: „Automatisierung macht die Arbeit im Lager nicht zuletzt auch sicherer für die Menschen. Es gibt jedes Jahr noch immer zahlreiche Arbeitsunfälle im Lager – auch in Deutschland.“

Die Herausforderung liegt im Change Management – also in der (Um-)Schulung und der Frage: Wie muss Technik gestaltet sein, damit sie verstanden wird?

4. Cybersecurity ist eine Frage des Teamworks

Die digitale Achillesferse der Automobillogistik ist die Resilienz der IT-Infrastruktur. Kleine Zulieferer mit knapper IT rücken verstärkt ins Visier von Hackern. Die Folgen sind gravierend: Stillstand, Lieferverzögerungen, Imageverlust – in der gesamten Lieferkette. „Angesichts der wachsenden Rolle der IT-Sicherheit für unsere Kunden gehört Cybersecurity ebenso zur DNA unserer Cloudlösungen wie ihre Skalierbarkeit“, betont Jan Stoces. „Wie erfolgreich wir diesen Anspruch leben, zeigt sich unter anderem durch unseren Gewinn des Factory Innovation Award 2024 in der Kategorie ‚Resiliente Fabrik‘ – diese Auszeichnung sehen wir als Bestätigung und weiteren Ansporn.“

Lange vor der IT-Infrastruktur beginnt Cybersicherheit in der Organisation selbst, mit Fragen wie: Wer verantwortet Datenstruktur, Datensicherheit und Zugriffskontrollen im KMU? Wie sensibilisiert man das Management für Risiken, die sie kaum greifen können? Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass sich über Lieferanten und deren Systeme keine Hacker in die Firma einschleichen? Der Handlungsdruck bleibt hoch. Cybersecurity muss mitgedacht werden – by Design, nicht als Add-on. Vor diesem Hintergrund unterstützen OEMs wie BMW kleinere Zulieferer aktiv bei der IT-Sicherheit – mit Tools, Schulungen und operativer Hilfe.

5. Vom E-Commerce lernen heißt, vereinfachen lernen

Die Automobilbranche hat exzellente Prozesse – oft bis zur Perfektion durchgeplant. Doch gerade das wird zum Stolperstein, wenn neue Technologien integriert werden sollen. Komplexität lässt sich nicht einfach digitalisieren. Sie muss vorher reduziert werden.

„Lean before digital“ lautet daher die Devise – und dafür lohnt sich ein Blick über Branchengrenzen hinweg. Wie radikale Vereinfachung aussehen kann, demonstriert der E-Commerce. Auch die Pharma- und Agrarbranche machen vor, wie man standardisiert, automatisiert und dokumentiert – so manches Mal sogar effizienter als die Automobilindustrie.

Was von der TAL 2025 bleibt, ist ein klares Apell: Wer digitalisieren will, braucht nicht nur Software. Er braucht Orientierung. Und Partner, die helfen, Kurs zu halten – gerade, wenn es stürmisch wird auf dem Datenmeer.

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Über Aimtec

Aimtec ist ein Digitalisierungspartner für Logistik und Produktion mit Schwerpunkt auf der Automobilindustrie. Das 1996 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Pilsen, Tschechische Republik, beschäftigt über 250 Mitarbeiter:innen und begleitet die weltweite Fertigungs- und Logistikbranche bei der digitalen Transformation. Dabei setzt Aimtec zum einen auf die Integration und Automatisierung von Prozessen − durch intuitive und einfach konfigurierbare Softwarelösungen etwa für MOM, MES, WMS, OMS, MMS, JIS/JIT, ERP & SAP sowie EDI & SAP. Zum anderen verfolgt Aimtec einen speziellen Beratungsansatz: Dieser zielt darauf ab, Unternehmen zur digitalen Transformation zu befähigen – durch das Teilen von Branchen-Know-how sowie durch Schulungen, Dokumentationen und Support. Dank seiner Software- und Branchenberatungskompetenz konnte Aimtec mehr als 5.800 Digitalisierungsprojekte weltweit erfolgreich umsetzen und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 20 Millionen Euro. Zu den Kunden gehören unter anderem Alfmeier, Continental, RKT, Denso, IAC Group, Fehrer, Magna und viele weitere. All das fügt sich in der jährlichen Konferenz „Trends in Automotive Logistics – TAL“ zusammmen, die von Aimtec veranstaltet wird und sich zu einem führenden Branchentreff entwickelt hat.
www.aimtecglobal.com

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