Fokus auf Cash, Daten und Automatisierung: das sind die Supply-Chain-Trends der Zuliefererindustrie

Die Automobilbranche strauchelt ‒ nicht nur in Deutschland. Und an den großen Herstellern hängen sehr viele Zulieferbetriebe. Was können diese jetzt tun, um ihre Unternehmen sicher durch die Krise zu führen? Die Konferenz „Trends in Automotive Logistics“ des Digitalisierungsspezialisten Aimtec, die im Sommer 2024 in Pilsen stattfand, lieferte Denkanstöße und Impulse, wie sich die Industrie für die Zukunft aufstellen könnte.

Pilsen, 07.01.2025 /

Die aktuelle Lage: Lange sah es noch so aus, als würden die großen Automobilhersteller (OEM) gut durch die Absatzkrise kommen. Doch mittlerweile fallen die Aktienkurse; Gewinnwarnungen und mögliche Werksschließungen beherrschen die Nachrichten.

Der Absatzeinbruch der Hersteller geht an den Zulieferern nicht spurlos vorbei. Auch diese haben mit starken Umsatzeinbußen zu kämpfen, mit negativen Folgen für die Liquidität. Die Ausgaben der Unternehmen sinken nicht im gleichen Maße wie die Einnahmen. Im Gegenteil: steigende Kosten, wie für Energie, stellen eine weitere Belastung dar. Diese Kostenremanenz wirkt sich zusätzlich auf die Liquiditätsreserven der Zulieferer aus.

Als sei es in diesem Umfeld nicht schon schwierig genug, wettbewerbsfähig zu bleiben, verschärfen sich die Bedingungen im Kundengeschäft. Die OEMs verlängern ihre Zahlungsziele, erwarten gleichzeitig Liefer- und Termintreue, sodass Zulieferer höhere Bestände aufbauen müssen, was wiederum kostspielig ist und die Liquidität belastet.

Die Betriebe stehen damit vor der Aufgabe, ihre Liquidität vorausschauend zu steuern und gleichzeitig das Unternehmensergebnis im Blick zu behalten. Damit dies gelingt, ist eine intelligente Gestaltung der Prozesse entlang der Supply Chain essenziell.

Welche Trends leiten sich daraus ab? Auf der diesjährigen TAL in Pilsen (Trends in Automotive Logistics) zeichneten sich in Gesprächen, unter anderem mit Prof. Dr. Nils Finger, Professor für Supply Chain Logistics und regionaler Sprecher der Bundesvereinigung Logistik und Prof. Dr. Heinz-Jürgen Klepzig, Professor für Business Administration/Logistics mehrere Handlungsempfehlungen ab, wie Unternehmen mit der angespannten Situation umgehen können.

Trend: Cash-to-Cash-Zeiten verkürzen

Automobilzulieferer benötigen mehr flüssige Mittel (Cash), um jetzt notwendige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit tätigen zu können. Deutsche Unternehmen haben in der Betrachtung ihrer Bilanzen traditionell einen starken Fokus auf Gewinn- und Verlustrechnungen, weniger auf den Cashflow. Wenn sie jedoch die Zeitspanne zwischen Ausgaben für ihre Zulieferer und Einnahmen aus dem Kundengeschäft konsequent verringern und ihre Bestände niedrig halten, verbessern sie ihre Liquidität durch Verkürzen des Cash-to-Cash.

Maßnahmen dafür sind eine detaillierte Analyse und gezielte Gestaltung der monetären Flüsse im Zahlungseingang und -ausgang sowie von Lagerbeständen und Puffern, wie zwei Beispiele zeigen. Eine intensive Just-In-Time-Produktion verringert die Kapitalbindung und verbessert den Cashflow. Eine hohe, auch internationale Diversifizierung der Zulieferer (z.B. Outsourcing nach China) führt in aller Regel zu niedrigeren Einstandskosten. Allerdings wird bei Vorfinanzierung der Lieferungen der Cashflow aufgrund der langen Lieferwege massiv belastet. Unternehmen sollten also insbesondere in Krisenzeiten einen deutlich stärkeren Fokus auf die Liquidität legen.

Prof. Heinz-Jürgen Klepzig meint sogar: „Ohne Liquidität ist ein Unternehmen ‚mausetot‘. In der jetzigen Wirtschaftslage geht Liquidität sogar vor Rendite. In vielen Unternehmen gibt es jedoch Defizite, dies zu erkennen und zu steuern.“ Kurz gesagt: Cash is King!

Dennoch bleibt es ein Balanceakt: Auch wenn Sicherheitsbestände teuer sind und in volatilen Zeiten fast wie Luxus wirken, bleiben sie notwendig, um auf Störungen reagieren zu können. Diese Bestände abzubauen und nicht auf eine Dual-Sourcing-Strategie zu setzen, ist zwar kurzfristig günstiger, langfristig aber ein zu großes Risiko.

Dabei gilt es, mehrere Kenngrößen genau zu betrachten: Einmal die DSO (Days Sales Outstanding): das sind die Tage, die die Ware schon beim Kunden ist und noch nicht gezahlt wurde. Dazu kommen noch die DIO (Days Inventory Outstanding), also wie lang Ware auf Lager liegt und schließlich die DPO (Days Payables Outstanding), also die Zeit, bis das Unternehmen seine Lieferanten bezahlt. DSO und DIO müssen verkürzt werden; die DPO gilt es zu verlängern, um die Liquidität zu erhöhen. Die Basis für gute Cashflow-Performance liegt im operativen Betrieb und in guten, funktionierenden Prozessen. Automatisierung ist ein Ansatzpunkt für den nachfolgenden Trend.

Trend: Automatisierung und Prozessoptimierung

Wahrlich nicht neu, jetzt aber umso wichtiger ist eine zielgerichtete digitale Transformation, die auf einen hohen Automatisierungsgrad hinarbeitet. Jede Verzögerung in der Lieferkette mindert den Cashflow, der für transformative Investitionen fehlt. Für Unternehmen heißt das insbesondere:

  • Zulieferer konsolidieren, um Komplexität zu verringern und Transparenz in den Lieferketten zu verbessern.
  • Qualität der Stammdaten soweit erhöhen, dass eine hohe Automatisierung überhaupt erst funktionieren kann.
  • Manuelle Tätigkeiten in den Lieferketten von Komponenten und Rohstoffen möglichst weitgehend eliminieren, um Prozesse effizient zu gestalten und zeitliche Abläufe zu verkürzen.
  • Die Zusammenarbeit mit externen Partnern auch beim Datenaustausch deutlich zu intensiveren, um Prozesse zu beschleunigen.

„Da Unternehmen nach der Corona-Pandemie als „New Normal“ in einer Welt leben, die durch Volatilität, Unklarheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit (Ambiguity), kurz VUCA, geprägt ist, müssen sie Anstrengungen unternehmen, um ihre Resilienz zu verbessern. Dabei geht es um mehr Nachhaltigkeit, forcierte Digitalisierung und Automation. Je weniger Nachfragen und Kommunikationsschleifen für die logistischen Abläufe nötig sind, um so resilienter läuft die Produktion.“, findet Professor Nils Finger.

Diese Triple-Transformation aus Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz ist nicht nur wirtschaftlich geboten, um die Kosten weiter zu senken, sondern auch notwendig, um dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dieser wird noch deutlich zunehmen, wenn die Babyboomer-Generation in Rente geht.

Jan Stoces, Chief Growth Officer bei Aimtec ergänzt: „Diese Gesamtsituation erhöht den Druck auf Unternehmen weiter, da sinkende Liquidität eine noch kritischere Bewertung von Digitalisierungs- und Automatisierungsprojekten erfordert. Wir sehen verstärkt, wie große Projekte aufgeteilt werden, um Kosten präzise zu kontrollieren und zu steuern. Dabei werden zunehmend SaaS-Lösungen (Software-as-a-Service) bevorzugt, da sie die Investitionskosten unter Umständen signifikant senken können.“

Die Transformation soll sich positiv auf die Cash-to-Cash-Performance auswirken und beispielsweise Mittel für weitere Investitionen freisetzen. Diese sollen das Ziel haben, Prozesse auf ein noch höheres Niveau zu heben. Wesentlicher Hebel dafür ist die KI.

Trend: Künstliche Intelligenz als Effizienz-Booster

Wenn die genannten Transformationsprojekte umgesetzt sind, ist die Grundlage gelegt, die automatisierten Prozesse mit Künstlicher Intelligenz noch stärker zu integrieren. Das gilt insbesondere auch für komplexe Vorgänge, die bisher nur Menschen erledigt haben.

Damit diese aber auch autonom und intelligent ablaufen können, müssen die Daten, mit denen die KI arbeitet, vollständig, aktuell und korrekt sein. Dazu zählen Informationen zu Auftragseingang, Lagerbestand, Bestellungen, Kapazitäten, Preise, Auslastung, Lieferzeiten, Produktqualität, Zahlungseingang, Inventar, Betriebskosten und sogar CO₂-Emissionen. Nur wenn diese Daten immer aktuell, transparent und verfügbar sind, kann ein Unternehmer schnell reagieren, vorausschauend planen, handlungsfähig bleiben und damit auch profitabel agieren.

KI ist aber kein Selbstläufer. Viele Transformationsprojekte scheitern. Dafür gibt es Gründe. Neben der Datenqualität ist auch die Datentransparenz entscheidend, um beispielsweise Nachfrageschwankungen zu prognostizieren oder Produktionsprozesse zu optimieren. Dies sind klassische Anwendungsfälle für KI, die Teil der Transformationsstrategie sein müssen. Hier empfiehlt sich die Arbeit mit einem Digitalisierungsspezialisten, der die Projekte über die Ziellinie bringt.

Auch die M2M-Kommunikation (Machine-to-Machine) muss reibungslos funktionieren, nicht nur innerhalb des eigenen Unternehmens, sondern auch im Zusammenspiel mit den Zulieferern und Partnern. Denn gerade an den Schnittstellen zu den Partnern steckt viel Verbesserungspotenzial. Hier ist klar ein Entwicklungstrend zu sehen, um den reibungslosen Datenaustausch voranzutreiben.

„KI ist für viele Unternehmen noch Neuland, während der elektronische Datenaustausch (EDI) bereits seit Jahrzehnten existiert und sich als äußerst stabil und als Standard etabliert hat“ erklärt Jan Stoces. „Besonders in instabilen Zeiten mit starken Schwankungen zeigt sich, wie essenziell aktuelle und verlässliche Daten im System sind, um fundierte und schnelle Entscheidungen treffen zu können.“

KI wird zunehmend von neuen Mitarbeitern an ihrem Arbeitsplatz vorausgesetzt. Angesichts des angespannten Arbeitsmarktes werden die Ansprüche der Fachkräfte weiter steigen. Das betrifft nicht nur die Ausstattung des Arbeitsplatzes, sondern auch die Unterstützung durch künstlich intelligente Tools. Diese wiederum bringen nur dann einen Mehrwert, wenn sie mit qualitativ hochwertigen Daten arbeiten. Daraus leitet sich der nächste Punkt ab.

Trend: Sofort die Datenqualität verbessern

Wichtig in der jetzigen Situation ist es, loszulegen. Das bestätigt auch Prof. Klepzig: „Anfangen! Einfach anfangen ist enorm wichtig. Zuerst gilt es, die Stammdatenqualität zu verbessern. Alle Beteiligten müssen das Bewusstsein schärfen, dass für die Digitalisierung und Automatisierung die Datenqualität essenziell ist. Die bestehende Qualität muss man erkennen, hinterfragen und dann anpacken, um sie zu verbessern. Für das Top-Management heißt das auch, den Finger in die Wunde zu legen und so lange nachzubohren, bis die Qualität passt.“

Das bestätigt auch Jan Stoces: „Die Datenqualität ist seit langem ein wichtiges Thema, wird jedoch häufig vernachlässigt oder nicht als kritisch eingestuft. In Zeiten vollautomatisierter Lager, autonomer Transportsysteme (AGVs) und KI-basierter Lösungen sind jedoch saubere Daten unerlässlich. Ein schlechter Input führt zwangsläufig zu einem schlechten Output, was dazu führen kann, dass ganze Projekte gestoppt werden müssen“, weiß der Aimtec-Manager. „Die nachträgliche Bereinigung der Daten während eines Projektstopps kann dabei äußerst kostspielig werden. Unternehmen, die ihre Stammdaten konsequent gepflegt haben, profitieren hingegen erheblich von den Vorteilen moderner Technologien und erzielen schnellere sowie effizientere Ergebnisse.“

Fazit: Prozesse optimieren, um Cashflow zu steigern

Die großen Automobilhersteller konnten in der Vergangenheit ihre Cash-to-Cash-Zyklen verkürzen. Zulieferer müssen diese Entwicklung aufgreifen und selbst die Zeitspanne zwischen Ausgaben und Einnahmen verkleinern, um liquide zu bleiben. Dies geht nur über eine stärkere Digitalisierung und Vernetzung entlang der gesamten Lieferkette, um Prozesse zu straffen und kapitalbindende Lagerbestände abzubauen. Die Basis dafür bilden saubere, umfassende Datenbestände.

Unternehmen müssen daher jetzt die Qualität der Daten und Effizienz der Prozesse analysieren und konsequent verbessern, um in diesen Krisenzeiten zu überleben. Der Zeitpunkt, damit anzufangen, ist jetzt! Steht die Datenbasis, kann die Produktivität mit KI-Tools und einer darauf basierenden Automatisierung weiter gesteigert werden. Damit lassen sich Mitarbeiter für wertschöpfendere Tätigkeiten einsetzen, denn die repetitiven Routineaufgaben erledigt die Maschine.

Alle genannten Trends haben das Ziel, die Cash-Performance eines Unternehmens konsequent zu steigern. Denn: All that counts is money. Insbesondere in VUCA-Zeiten!

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Über Aimtec

Aimtec ist ein Digitalisierungspartner für Logistik und Produktion mit Schwerpunkt auf der Automobilindustrie. Das 1996 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Pilsen, Tschechische Republik, beschäftigt über 250 Mitarbeiter:innen und begleitet die weltweite Fertigungs- und Logistikbranche bei der digitalen Transformation. Dabei setzt Aimtec zum einen auf die Integration und Automatisierung von Prozessen − durch intuitive und einfach konfigurierbare Softwarelösungen etwa für MOM, MES, WMS, OMS, MMS, JIS/JIT, ERP & SAP sowie EDI & SAP. Zum anderen verfolgt Aimtec einen speziellen Beratungsansatz: Dieser zielt darauf ab, Unternehmen zur digitalen Transformation zu befähigen – durch das Teilen von Branchen-Know-how sowie durch Schulungen, Dokumentationen und Support. Dank seiner Software- und Branchenberatungskompetenz konnte Aimtec mehr als 5.800 Digitalisierungsprojekte weltweit erfolgreich umsetzen und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 20 Millionen Euro. Zu den Kunden gehören unter anderem Alfmeier, Continental, RKT, Denso, IAC Group, Fehrer, Magna und viele weitere. All das fügt sich in der jährlichen Konferenz „Trends in Automotive Logistics – TAL“ zusammmen, die von Aimtec veranstaltet wird und sich zu einem führenden Branchentreff entwickelt hat.
www.aimtecglobal.com

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AIMTEC a. s.
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Marketing Project Manager
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Tel.: +49 (0) 89 211 871 72
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