Unsere Statementgeberinnen sprechen über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gehaltsunterschiede, mehr Mitsprache oder die Frauenquote: erstmals überstiegen die Frauenanteile in den Vorständen großer deutscher Unternehmen im vergangenen Jahr die Zehn-Prozent-Marke. Dabei wirkt sich offenbar die gesetzliche Quote für Aufsichtsräte positiv aus, wie die Analysen des DIW oder von Fidar zeigen. Aber sind Quoten eine Art „positive Diskriminierung“, wie eine Statementgeberin aussagt? Auch kommt eine junge Äthiopierin zu Wort, die sich in einem männlich dominierten Afrika behauptet.
Lemlem Gebre-Tinsa (für Menschen für Menschen): „Als weibliche Ausbilderin in einer ‚Männerdomäne‘ wie der Schlosserei bin ich eine Seltenheit. Am Anfang waren die männlichen Schüler ein wenig skeptisch. Auch meine Eltern dachten früher, ich würde mit der Ausbildung nur meine Zeit und ihr Geld verschwenden. Sich gegen die Widerstände der männlich geprägten Gesellschaft durchzusetzen, ist in Äthiopien nicht einfach. Aber wenn wir für unsere Träume kämpfen und gute Arbeit leisten, werden wir Frauen akzeptiert.“
Bild: Lemlem Gebre-Tinsa, gelernte Schlosserin an einer Berufsschule der Stiftung für Menschen für Menschen in Äthiopien, dem TVET (Center for Technical and Vocational Education and Training).
Rayna Stamboliyska (YesWeHack): „Wenn wir Frauen ein Minderheitenproblem nur aus dem Blickwinkel des Geschlechts angehen, dann heben wir Frauen in einer fragwürdigen Art und Weise hervor, denn wir sagen: ‚Sehen Sie, wir müssen mehr Frauen einstellen, weil sie Hilfe brauchen. Sie müssen vor ihrem biologischen Zustand gerettet werden‘. Das ist nicht wahr. Frauen brauchen gleiche Bezahlung, eine vergleichbar lange Elternzeit, vergleichbare Karrierechancen. Kurz: Frauen sollten schlichtweg wie normale Menschen behandelt, nicht in Quoten einbezogen werden. Das ist eine Art positive Diskriminierung und kann mehr schaden als nutzen: Werde ich wegen meines Fachwissens eingestellt oder weil ich eine Frau bin und das Unternehmen die Präsenz von Frauen erhöhen muss? Es ist ebenso unakzeptabel, Frauen zu sagen, dass sie weniger Wissen oder Fachwissen als Männer benötigen: Wir sollten keine minderwertigen beruflichen Anforderungen fördern, nur um Geschlechtergleichstand in Unternehmen zu haben.“
Bild: Rayna Stamboliyska, Vice President Governance & Public Affairs bei YesWeHack
Bettina Bellmer (EXARING AG / waipu.tv): „Als Frau im Vorstand eines Tech-Unternehmens in der Medienbranche finde ich, dass es das Ziel sein muss, den Weltfrauentag selbst überflüssig zu machen. Das haben wir erst erreicht, wenn es keinen Grund mehr gibt, über das Thema sprechen zu müssen.“
Bild: Bettina Bellmer, Chief Officer of Operations der EXARING AG // waipu.tv
Stefanie Grossman (Prezi): „Es ist bedauerlich, dass selbst in der heutigen modernen Welt immer noch Stereotypen existieren. Ich erinnere mich, dass ich vor meinem ersten Job einkaufen ging und eine ganze Reihe sehr teurer, sehr männlich aussehender Anzüge kaufte. Damals dachte ich, dass ich sie tragen müsste, um in meiner neuen Rolle akzeptiert zu werden. Mein Rat an mein jüngeres Ich – und an jeden, der sich heute in einer ähnlichen Situation befindet – verbiegen Sie sich nicht, um sich einzufügen, sondern bleiben Sie sich selbst treu. Es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass Unternehmen, die es wert sind, in ihnen zu arbeiten, Sie nicht nur so akzeptieren, wie Sie sind, sondern auch großen Wert darauf legen, einen starken und vielfältigen Mitarbeiterstamm zu haben. Es war mir auch wichtig, dass Prezi seine Mitarbeiter dazu ermutigt, kontinuierlich zu lernen und zu wachsen. Ich freue mich darauf, unsere Ressourcengruppe „Women at Prezi“ weiter zu fördern, um unseren weiblichen und männlichen Kollegen zu helfen, #EachForEqual zu sein.“
Bild: Stefanie Grossman, Senior Vice President of Marketing, Prezi
Anna Kühnemundt (Axis Communications): „Frauen in der IT und in der IT-Security-Branche, speziell in Führungspositionen, sind immer noch unterrepräsentiert. Aufgrund des ständigen Wandels, verlangt es doch aber gerade in unserer Branche, neben der unabdingbaren fachlichen Kompetenz, auch nach Soft-Skills wie Empathie und Kreativität. Hier punkten meiner Erfahrung nach wir Frauen besonders. Ich bin sehr stolz darauf, dass mein Arbeitgeber Axis sich neben seiner globalen, sozialen Verantwortung auch sehr um eine ausgewogene Geschlechterverteilung in allen Teams und Funktionsbereichen bemüht. Ganz nach dem Motto Diversity – als Treibstoff für Innovation und Digitalisierung!“
Bild: Anna Kühnemundt, Marketing Director Middle Europe, Axis Communications