Mit seinen geplanten 12 km Länge wird die Tunnelkette Granitztal nach seiner Fertigstellung einen wichtigen Teil der Strecke zur Koralmtunnelbahn vervollständigen. Bereits während des Baus sorgt Zumtobel mit modernen Lokalisierungstechnologien für Sicherheit im Untertagebau.
Der im Bau befindliche Abschnitt der Tunnelkette Granitztal ist ein wichtiger Bestandteil der geplanten, 130 km langen Eisenbahn-Hochleistungsstrecke der Koralmbahn. Die Koralmbahn soll künftig die Koralpe durchqueren und so Graz mit Klagenfurt schneller verbinden. Um für bestmöglichen Schutz und Sicherheit von Personal und Besuchern während des Bauprojekts zu sorgen, suchten die österreichischen Bauunternehmen und ARGE Granitztal ET – 50HZ Hereschwerke Leyrer + Graf im Auftrag der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) für das für rund 2,5 Jahre veranschlagte Projekt im Tunnelbauabschnitt Granitztal nach einer temporären Lösung zur Echtzeitpersonen- und -objekterfassung. Abgedeckt werden sollten hier neben einer Gesamttunnellänge von 12 km (zwei Röhren mit jeweils 6 km Länge) auch die dazugehörigen 12 Verbindungstunnel sowie die angeschlossenen Logistik- und Lüftungsgebäude.
Benötigt wurde eine ebenso leicht installier- wie demontierbare, berührungslose Erfassungslösung für bis zu 400 Personen und Fahrzeuge mithilfe tragbarer Erfassungsmodule, sowie eine passende Software inklusive Management-Dashboard, um die auf der Baustelle befindlichen Personen oder Fahrzeuge zu registrieren. Für eine gesteigerte Sicherheit sollte die Lösung zudem den Batteriestatus der Erfassungsmodule aktiv überwachen können. Das Digital-Services-Angebot von Zumtobel konnte Leyrer + Graf überzeugen.
Intelligente Technik sorgt für Sicherheit
Für die maßgeschneiderte Erfassungslösung setzt Zumtobel auf die Integration von Hard- und Software aus seinem breiten Partnernetzwerk zu einer Gesamtlösung. So ermöglicht das intelligente Lokalisierungssystem mittels auf Bluetooth® Low Energy (BLE) basierender AoA-Technologie (engl. Angle-of-Arrival) die Ortung und Verfolgung von Objekten und Personen in nahezu Echtzeit – mit einer Genauigkeit von unter einem Meter. Damit wird ein neuer Maßstab im Sicherheitskonzept der Tunnelbaustelle erreicht.
In die bestehende Netzwerkinfrastruktur des Tunnels wurden dazu vom Auftraggeber Leyrer + Graf zwischen November 2020 und Februar 2021 Outdoor-Lokatoren installiert. Damit können an jedem Ein- und Ausgang sowie an Abzweigungen im Tunnel Bewegungen erfasst und nachverfolgt werden.
Über 400 Tags werden von Personen und Fahrzeugen mitgeführt und ermöglichen die Datenerfassung. Diese Daten werden an einen lokalen Server übertragen, wo sie verarbeitet werden. Im Anschluss leitet eine entsprechende Software diese in eine Cloud-Umgebung weiter. Dort werden die erfassten Daten mithilfe einer Cloud-Software für die Darstellung im Management-Dashboard analysiert und visualisiert. Aufrufen lässt sich das Dashboard einfach über einen beliebigen Webbrowser.
Für maximale Sicherheit sind alle Cloud-Instanzen sowie die erforderliche Internetverbindung redundant aufgebaut. Zusätzlich wurde die Netzwerktechnik in jeder Sektion mit einer unterbrechungsfreien Spannungsversorgung ausgestattet. Während der gesamten Projektlaufzeit überwacht Zumtobel ständig alle lokalen Systemkomponenten und informiert proaktiv, sollte ein Teil ausfallen. Die Überwachung ist dabei so präzise, dass beispielsweise erkannt wird, wenn ein Lokator sich aufgrund der Vibrationen vor Ort verschoben hat. Selbes gilt für die lokalen Server, das Betriebssystem sowie die lokal installierte Software. Auch diese monitort Zumtobel kontinuierlich für seinen Kunden, um im Falle einer Störung umgehend Abhilfe zu schaffen. Neben der Kommissionierung und permanenten Überwachung ist Zumtobel auch mit der Schulung des Personals vor Ort im Umgang mit der neuen Lösung beauftragt.
Einfache und präzise Personen- und Objekterfassung
Über die maßgeschneiderte Location-Intelligence-Lösung von Zumtobel lässt sich so heute auf der Baustelle unter Tage die Position von bis zu 400 Personen und Fahrzeugen gleichzeitig in Echtzeit erfassen. Das geschieht für alle Arbeiter und Besucher der Baustelle. Dazu werden sie einzeln über die Management-Oberfläche registriert und mit einem BLE-Tag verknüpft. Sobald eine Person dann den Tunnel betritt, wird sie automatisch erfasst. Neben der Aufenthaltsdauer wird auch die Zone erfasst, in der sich die Person gerade befindet. Im Gefahrenfall können die Positionsdaten dann von den Einsatzkräften zur Evakuierung genutzt werden. So lässt sich auch unter Zeitdruck schnell feststellen, wer sich gerade in welchem Bereich des Tunnels aufhält.
Zusätzlich erfasst und kontrolliert das System ständig den Batterieladezustand der Tags. Ist der Ladestand der Batterien niedrig, meldet das System dieses Problem per E-Mail an den zuständigen Sicherheitsbeauftragten, um den Prozess zum Tausch der Batterie anzustoßen. Nach der Meldung „Batterie schwach“ bleiben dafür rund 14 Tage. Kann der Tag aufgrund seines Ladezustandes nicht mehr zuverlässig erkannt werden, verweigert das System aus Sicherheitsgründen den Zutritt zur Baustelle.
„Das Personenerfassungssystem überzeugt in allen Linien. Die einfache Bedienung, die präzise und schnelle Erfassung der Personen und Fahrzeuge sowie die komfortablen Benachrichtigungsdienste ermöglichen es uns stets, den Belegungsstatus im Tunnel zu überwachen“, sagt Andreas Schweiger, Bauleiter Energie und Telekom bei Leyrer + Graf. „Im Falle einer Evakuierung liefert das hochinnovative System uns sicherheitskritische Informationen, was wiederum die Sicherheit für die unter Tage befindlichen Personen signifikant erhöht.“ Überzeugt hat das Bauunternehmen aber nicht nur die Lösung, sondern auch die enge Zusammenarbeit mit Zumtobel während des gesamten Projektes.
„Von Beginn an hat uns Zumtobel sehr professionell durch alle Phasen des Projekts betreut – von der Konzeptionierung über die Entwicklung und Lieferung bis hin zur finalen Übergabe der Lösung. Alle Anforderungen wurden zu 100 Prozent und vor allem termingerecht erfüllt. Auch rund um DSGVO-bezogene Fragen unterstützte uns Zumtobel während des gesamten Projektes sehr“, schließt Andreas Schweiger. Nach Abschluss der Elektroinstallationsarbeiten durch Leyrer + Graf – in zweieinhalb bis drei Jahren – wird das Trackingsystem planmäßig wieder abgebaut.