Die Eröffnung des neuen Nationalmuseums im Juni 2022 bereichert die norwegische Hauptstadt Oslo um einen städtebaulichen Akzent und um einen touristischen sowie kulturellen Anziehungspunkt. Erstmals führt das Gebäude die umfangreiche Sammlung an klassischer, moderner und zeitgenössischer norwegischer Kunst sowie Architektur und Design an einem Ort zusammen. Entworfen von Architekt Klaus Schuwerk (Kleihues + Schuwerk) ist eines der größten Kunstmuseen im nordischen Raum entstanden. Basierend auf der Planung des Architekten und der Lichtdesigner entwickelte und lieferte Zumtobel die Innen- und Außenbeleuchtung des Museumsgebäudes einschließlich der öffentlichen Flächen rundum, die das Museum in Oslos lebendige Stadtmitte einbetten.
Der Museumsneubau unter Bauherrschaft von Statsbygg, dem Immobilienverwalter und Bauträger der norwegischen Regierung, ist ein Projekt der Superlative. Schiefer, Kalkstein, Glas, Marmor, Bronze, Messing, helle und dunkle Eiche: Vor allem qualitativ hochwertige Materialien wurden verbaut und tragen zur Strahlkraft der Anlage mit einer Bruttogebäudefläche von 54.600 Quadratmetern bei. So wurden Fassade und große Bereiche im Inneren mit norwegischem Schiefer verkleidet, wobei jede einzelne Schieferplatte individuell zugeschnitten wurde. Der Lichtsaal an der Spitze besteht aus hinterleuchteten Schichten von Glas und Marmor. Die Böden der Ausstellungsräume sind aus 300 Jahre alter deutscher Eiche gefertigt. Die Fensterrahmen und viele andere Details bestehen aus Bronze, die neben Wandpaneelen aus Räuchereiche im gesamten Museumsgebäude zu sehen sind.
Zumtobels „Atelier of Light“ realisiert individuelle Kundenwünsche
So anspruchsvoll wie die Baumaterialien sollte auch die Beleuchtung des Gebäudes sein. „Schon 2014 begannen wir mit den Planungen für dieses sehr umfangreiche, vielschichtige und langfristige Projekt“, sagt Mariann Lange Heian, Projektleiterin bei der Zumtobel Gruppe. „Als Gesamtlieferant haben wir uns mit mehreren Subunternehmen vernetzt, um die anspruchsvollen Spezifikationen zu erfüllen. Dank des Atelier of Light, unserer Abteilung für Sonderanfertigungen und Spezialprodukte, konnten wir die individuellen Vorstellungen des Architekten realisieren.“ Wichtig, um eine passgenaue Lichtlösung zu finden, sei vor allem die frühzeitige Einbindung und Abstimmung aller Gewerke gewesen. Zumtobel arbeitete dazu nicht nur eng mit den Lichtdesignern von Rambøll – Per Øyvind Løbach und Kathrine Hjelmeset – zusammen, sondern auch mit dem leitenden Architekten Klaus Schuwerk von Kleihues + Schuwerk.
Zu den Highlights des von Rambøll geplanten und von Zumtobel realisierten Lichtkonzepts zählen die Oberlichter in den Ausstellungshallen sowie die weithin sichtbare Lichthalle aus Marmorglas an der Spitze des Museums – realisiert auf 2.400 Quadratmetern Fläche und mit einer Innenhöhe von sieben Metern.
CIELUMA schafft einen Himmel aus Licht
Das künstliche Oberlicht in den Ausstellungshallen auf Basis der Zumtobel Lichtdecke CIELUMA wurde in enger Abstimmung mit Akustikexperten entwickelt. Denn neben ihren lichtgebenden Eigenschaften und ihren vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten besitzt CIELUMA auch schallabsorbierende Wirkung und schafft damit eine neue Qualität in der Verbindung zwischen Licht, Akustik und Raum.
Die raumüberspannende Lichtdecke wirkt wie ein Himmel aus Licht über den Köpfen der Museumsbesucher. Im Sinne des Double-Dynamic-Lighting-Konzeptes bringt sie ein dynamisches, aktivierendes Licht ins Rauminnere. „Wir hatten bereits für ein anderes Museum eine Lösung mit halbtransparenten Textilien und Boxen in verschiedenen Größen erarbeitet“, sagt Projektleiterin Mariann Lange Heian. „Nach einem Treffen mit Lichtdesignern, Architekten und dem Akustikmanager wurden technische Zeichnungen vorgelegt und ein Modell am Zumtobel Hauptsitz in Dornbirn gebaut.“
Einzigartiges Lichtspiel aus Glas und Marmor
Lichttechnisches Highlight und Erkennungszeichen des Neubaus ist der Lichtsaal an der Spitze des Museums: Wie eine kostbare Vitrine aus milchigem Glas liegt der Saal auf den ersten beiden Etagen auf. Die kleinteiligen Rechtecke aus sogenanntem Marmorglas kreieren ein durchscheinendes, magisches Licht. Entstanden ist ein für Künstler und Besucher hochspannender Raum, der sich deutlich von konventionellen Ausstellungflächen unterscheidet.
„Die doppelte Glasfassade wird sowohl den Außen- als auch den Innenbereich beleuchten“, erklärt Lange Heian. „Sie besteht aus einer dünnen, 4 Millimeter dicken Marmorschicht zwischen zwei Glasschichten. Hinzu kommen rund 9.000 energieeffiziente, dimmbare, tunableWhite FLEX LED-Lichtquellen von Zumtobel zwischen den Doppelwänden. Sie erzeugen das von uns gewünschte Lichtspiel, tauchen die Umgebung in ein gedämpftes Licht und heben das Museum aus dem Stadtbild heraus.“ Mit einem integrierten Lamellensystem lässt sich die Lichthalle auf Wunsch komplett abdunkeln. Im Rauminneren kommt ein textiles Vordach hinzu mit Aussparungen für Spots und Downlights.
Licht für Innen, Außen und Umgebung
Neben den eigentlichen Ausstellungsflächen umfasst Zumtobels vielschichtige Lichtlösung auch alle öffentlichen Bereiche, Multimediaräume, Bibliotheken, Garderoben, Büros, das Kunstlager, Aufzüge, den Kinderkunstraum, das Foyer, Restaurant und Küche, Shop, Konferenzräume, Treppenhäuser, Fassaden und Außenbereiche. Für optimale Lichtverhältnisse im Konservatorium sorgen MIREL auf dem TECTON Lichtbandsystem und Tageslichtlampen. Auch Umgebung und Vorplatz des Museumsneubaus sind mit Lichtlösungen aus dem Portfolio der Zumtobel Gruppe ausgestattet: „Es handelt sich um Straßenbeleuchtung von unserer Schwesterfirma Thorn, die sowohl an Masten als auch an Drähten montiert ist“, beschreibt Mariann Lange Heian.
Individuelle Farbtemperaturen und magisches Licht
Die eigens für die Ausstellungsräume in Oslos neuem Nationalmuseum kreierte Lichtlösung kombiniert nun eine Lichtdecke mit doppelter Leinwand sowie State-of-the-Art LED-Leuchten und MacAdam 2 für eine besonders hohe Farbkonstanz. Zumtobels tunableWhite bringt die Dynamik von Tageslicht in die Ausstellungsräume und ermöglicht es, die Farbtemperatur passgenau auf die Exponate im Raum abzustimmen. Allein die Sammlung des neuen Nationalmuseums umfasst rund 400.000 Objekte, hinzu kommen die Werke von Wechselausstellungen.
Die Kombination von CIELUMA und Drei-Phasen-Stromschienen im Raster ermöglicht es zusätzlich, Scheinwerfer für die gezielte Beleuchtung einzelner Kunstwerke zu installieren. „Nach einer Menge Arbeit hatten wir genau die Lichtlösung gefunden, die sowohl der Architekt als auch die Lichtplaner wollten“, sagt Mariann Lange Heian.
Umfassendes Know-how für Kunst und Kultur
Um das komplexe Projekt „neues Nationalmuseum Oslo“ mit seinen spezifischen lichttechnischen Herausforderungen zu realisieren, kamen Zumtobel seine umfangreichen Erfahrungen mit anderen internationalen Ausstellungsräumen, Kunst- und Kulturgebäuden zu Gute. Dazu zählen der Erweiterungsbau des Kunsthaus Zürich oder die Beleuchtungsmodernisierung im Guggenheim Museum Bilbao.
„Wir sind sehr zufrieden mit der hervorragenden Zusammenarbeit mit der Zumtobel Gruppe, die zur Fertigstellung eines fantastischen Wahrzeichens beigetragen hat“, sagt Stephan Rirsch von Statsbygg – und spricht damit stellvertretend für den Bauträger der norwegischen Regierung. „Mit der starken und breiten Beleuchtungsexpertise, der guten Lieferfähigkeit und der richtigen Qualität war Zumtobel ein verlässlicher Partner während der gesamten Vertragslaufzeit.“
Das Nationalmuseum Oslo gibt nicht nur norwegischer und internationaler Kunst sowie Kreationen aus Architektur und Design ein neues Zuhause. Es überzeugt auch selbst mit einzigartiger Architektur, hochwertigen Materialien sowie einem spektakulären Lichtkonzept, das seinesgleichen sucht – und dank seiner Strahlkraft eine der wichtigsten Funktionen von Kunst und Architektur überhaupt erfüllt: Es tritt in Beziehung zu seiner Umgebung und den Menschen darin.